Röhrnbacher Weihnachtsspiel in der Pfarrkirche St. Michael
Kumedi zu Ehren des Heiligen Christkindl
Von Elisabeth Lorenz
Mit viel Applaus und „Standing Ovation“ dankte das begeisterte Publikum in Röhrnbach den ehrenamtlichen Mitwirkenden beim „Röhrnbacher Weihnachtsspiel“ für einen musikalischen Hochgenuss, der noch einmal die Weihnachtszeit in den Mittelpunkt stellte.
Unter der Gesamtleitung von Sandra Geier haben die Akteure die legendäre „Kumedi zu Ehren des Hl. Christkindl“ einstudiert zusammen mit dem Chor unter Leitung von Sophie Lorenz, mit Johannes Geis an der Orgel sowie der Instrumentalgruppe mit Ursula Pinker (Flöte) Bettina Zwirner (Flöte), Martina Brandl (Gitarre), Max Ranzinger (Zither) und Kathi Nusser (Hackbrett).
Das Röhrnbacher Weihnachtsspiel oder wie es auch heißt „Kumedi zu Ehren des Heiligen Christkindleins“ ist eines der ganz wenigen Spiele, die den Wandel der Zeiten überdauert und unverfälscht erhalten geblieben ist. Dieses Spiel war weit über die Grenzen unserer Heimat bekannt und es wurde auch im benachbarten Böhmerwald und in Österreich, im Salzkammergut und Tirol, bis nach Ungarn hinein in den Bauern- und Wirtsstuben gespielt. Lieder des Röhrnbacher Weihnachtsspiels sind fast 400 Jahre alt und in der Urfassung besteht die „Kumedi“ aus mehreren aneinander gefügten Spielen, doch an diesem Abend wurden nur die drei großen Szenen gespielt und gesungen, nämlich das Herbergs‑, Hirten- und Dreikönigsspiel. Eine Besonderheit dieses Weihnachtsspiels ist auch, dass nicht nur die Texte, sondern auch alle Lieder aus Röhrnbach stammen, das im 16. Jahrhundert eine wahre musikalische Hochburg war. Erst vor ca. 150 Jahren wurde es aufgeschrieben und damals in den Gaststuben aufgeführt. Das erste Mal zum Klingen gebracht wurde es dann am 20.12.1935, doch es entwickelte sich keine dauerhafte Tradition daraus.
Erst in den 80iger Jahren wurde das Krippenspiel wiederentdeckt und dank der Initiative von Franz Habelsberger (+) bis 2012 im 5jährigen Rhythmus unter seiner Regie in der Pfarrkirche aufgeführt. Ein großer Herzenswunsch von Franz Habelsberger war es, dass diese Tradition weitergeführt wird und mit Sandra Geier hatte er dann eine würdige Nachfolgerin gefunden, die 2012 die Rolle der Maria sang und spielte sowie für das Einstudieren der Solisten zuständig war und bereits 2018 die Gesamtleitung dieses Traditionsstückes übernahm.
Eine weitere Besonderheit aber sind auch die Kostüme der Darsteller, denn sie sind genauso gekleidet, wie die Figuren der großen Krippe, die im Seitenschiff der Kirche St. Michael steht und Fannerl Reitberger, Andrea Ambros sowie Lisa Ambros waren bei dieser Aufführung für die Kostümausstattung sowie Maske zuständig. Für Requisiten und Technik war Mario Geier verantwortlich.
Mit weihnachtlichen Weisen stimmten Georg Geier und der junge Nachwuchsmusiker Elias Saiko mit ihren Harmonikas die Besucher in der feierlich illuminierten Pfarrkirche auf das Schauspiel ein.
Pfarrer Bernhard Tiefenbrunner begrüßte die Zuhörer zu diesem besonderen Abend und im Kerzenschein zogen die Laiendarsteller in das Kirchenschiff ein und der Chor sang das wohlbekannte „Ihr Kinderlein kommet“, dessen Melodie ebenfalls aus dem Röhrnbacher Liederschatz übernommen wurde.
Andächtig lauschten die Zuhörer den einfühlsamen Liedern und der authentischen Darstellung dieses Krippenspiels, durch das der Hohepriester Kayphas (Nico Geier) als Spielerklärer führte. Der Engel Gottes (Eva Eibl) erschien Maria und Josef in ihren Träumen und begleitete sie fortan auf ihrem Weg. Vor allem Sandra Geier brillierte mit ihrer wunderbaren Sopranstimme in der Rolle der Maria und spielte die liebende Mutter in berührender Weise ebenso wie Michael Dropalla als Josef einen glaubhaften und um seine Familie besorgten jungen Vater darstellte. Bei der Suche nach einer Bleibe für die Nacht klopften die beiden vergeblich an die Türe eines Wirtes (Christian Plechinger), doch gewährte ein anderer Wirt (Wolfgang Meindl) Unterschlupf im Stall. Auch den drei Hirten (Wolfgang Raab, Albert Heindl und Bernhard Schober) erschien der Engel und
so machten sie sich auf den Weg zum neugeborenen König der Juden. Ebenso sahen die Heiligen Drei Könige (Rudi Ranzinger, Albert Uhrmann und Reinhard Geis) den Stern und so machten sie sich mit ihren Pagen (Luis und Elias Saiko, Jannik Geier) auf den Weg nach Bethlehem, um dem Kind ihre kostbaren Geschenke zu bringen. Doch auch Herodes (Rudolf Peck) hat von dem neuen König gehört und auf den Rat eines Bauern (Anton Eisner) hörend schickt er seinen Trabant (Christian Plechinger), um auszukundschaften, wo das Kind zu finden sei.
Die Flucht von Josef und Maria nach Ägypten bildete das Finale der Darstellung und als am Ende der „Kumedi“ alle Darsteller gemeinsam mit dem Publikum das klassische Weihnachtslied „Oh du fröhliche…“ anstimmten, war jeder vom Zauber dieses Spieles im Herzen tief berührt.
Pfarrgemeinderatsvorsitzender Franz Baumgartner stellte abschließend alle Mitwirkenden vor und dankte besonders Sandra Geier für diese stimmungsvolle und besinnliche Stunde und meinte, dass Franz Habelsberger sicher „von oben“ zugeschaut und seine helle Freude an dieser Aufführung und der Fortsetzung der Tradition hätte. Mit Blumen dankte Rudi Ranzinger im Namen aller Darsteller der Spielleiterin Sandra Geier für ihre Geduld und Engagement.
Sehr bewegende Worte des Dankes fand wiederum auch Sandra Geier für alle Akteure, Helfer, Sänger und Musiker, die viel Freizeit opferten, um dieses besondere Röhrnbacher Weihnachtsspiel nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und sie dankte dem Publikum für den nicht enden wollenden Applaus. Ihr Dank galt auch dem Kulturverein Röhrnbach für die finanzielle Unterstützung sowie Familie Meindl für die Filmaufnahmen. Gegen Selbstkostenpreis kann der Film von Wolfgang Meindl bezogen werden.
Der Erlös des Abends wird der Bürgerstiftung Röhrnbach zugutekommen.